Archiv des Autors: Diana-Siebert

Angst vor einem möglichen Krieg, der schon da ist…

Hier fünf kritische Hyperlinks zu dem Aufruf „Nicht in unserem Namen“ http://www.tagesspiegel.de/politik/aufruf-fuer-eine-andere-russland-politik-nicht-in-unserem-namen/11080534.html :

A
B
E
Katrin Göring-Eckardt
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-12/russland-putin-westen-aufruf-katrin-goering-eckardt
Und hier ein bisschen Statistik zum Schröder-Aufruf „Nicht in unserem Namen“ :
Parteien: 4x CDU, 11x SPD, 1x Grün, 1x FDP.
Geboren: 5x 1926-1929, 5x 1930-1934, 7x 1936-1939, 16x 1940-1944,  5×1944-1949, 5×1950-1954, 4×1955-1959, 3x 1961-1964, 1x 1966, 1×1973
Konfesstion: 9x evangelisch, 2x katholisch, Rest unbekannt.Und ein Gegenaufruf „Friedenssicherung statt Expansionsbelohnung: Aufruf von über 100 deutschsprachigen OsteuropaexpertInnen zu einer realitätsbasierten statt illusionsgeleiteten Russlandpolitik“ von Andreas Umland  hier

Ukraine: Entwürfe für Koalitionsvertrag und Ministerien

Inzwischen ist der Textentwurf für einen Koalitionsvertrag für die neue Regierung in der Ukraine online. Auf ukrainisch ist er hier abrufbar auf der Site des Koalitionspartners „Samopomitsch“ unter: http://samopomich.ua/wp-content/uploads/2014/11/koalicijna_uhoda.pdf

Der alte und wahrscheinlich neue Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk hat folgendes Ministerkabinett vorgeschlagen
Text der Ukraïns’ka Pravda auf Ukranisch: auf http://www.pravda.com.ua/articles/2014/11/14/7044293/
oder auf Russisch: http://www.pravda.com.ua/rus/news/2014/11/14/7044257/

Wahlergebnisse der Wahlen in der Ukraine vom 26. Oktober 2014

Nach Auswertung von 99,93 der Stimmauszählungsprotokollen ist die Zentrale Wahlkommission der Ukraine zu dem Ergebnis gekommen: Volksfront 22%, Blok Poroschenko 22%, Samopomitsch (Selbsthilfe) 11%, Oppositionsblock 9%, Ljaschko 7%, Batkivshchyna 6% – an 5% gescheitert sind die rechtsextremen „Svoboda“ 4,7% und „Rechter Sektor“ 1,8%, sowie die Kommunistische Partei Ukraine (3,8%).
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Sitzverteilung
Die v
orläufige aktuelle Einschätzung der Sitzverteilung im neu gewählten Parlament (Werchowna Rada), mit Berücksichtigung der direkten Wahlkreismandate :
151: Block Poroschenko
88: Narodnij Front (Jazenjuk und Maidan)
33: Samopomitsch (Sadowij und Maidan)
28: Oppositionsblock (ehemalige Partei der Regionen von Janukowytsch)
19: Radikale Partei (Ljaschko)
18: Batkiwschtschyna (Timoschenkos alte Partei)
6: Swoboda (Tjahnibok)
2: Rechter Sektor (Jarosch)
1: Sylna Ukraina (Tihipko)
1: Sastup
76: Unabhängige Abgeordnete
Unabhängige Abgeordnete können sich einer Fraktion anschließen.
Stand nach der Bearbeitung von 99,92% aller abgegebenen Stimmen.
Quelle

30.10.2014, Köln Der Russland-Ukraine-Konflikt und die Bürgergesellschaft. Mit Refat Chubarov, Anton Nossik, Iosif Sissels

Donnerstag, 30. Oktober 2014, 19.00 Uhr
Podiumsdiskussion

Der Russland-Ukraine-Konflikt und die Bürgergesellschaft
Gemeinsame Veranstaltung des Lew Kopelew Forums und des Cologne Center for Central and Eastern Europe (CCCEE) der Universität zu Köln
Ort der Veranstaltung:

WiSo-Gebäude der Universität zu Köln (Universitätstr. 24), Hörsaal I
Podiumsteilnehmer

Refat Chubarov, Nachfolger von Mustafa Djamilov, Präsident des Weltkongresses der Krimtataren, seit November 2013 Vorsitzender des krimtatarischen Parlaments, des Medschlis, bekam im Juli d.J. ein 5-Jahre-Einreise-Verbot auf die Krim
Anton Nossik, russischer Medienunternehmer, Publizist, unabhängiger Blogger, Mitbegründer des ehemals unabhängigen Portals www.lenta.ru  
Iosif Sissels, Vorsitzender des Verbandes der jüdischen Organisationen und Gemeinden (VAAD) in der Ukraine
Moderation:  Fritz Pleitgen,

Vorsitzender des Lew Kopelew Forums
Das Gespräch wird simultan übersetzt von Elena Schlosser und Nadja Simon

Aus dem Editorial in OSTEUROPA 5-6/2014 von Manfred Sapper und Volker Weichsel:
„Am 21. November 2013 fragte der Journalist Mustafa Najem auf Facebook: «Ich gehe auf den Majdan. Wer kommt mit?“» Najem wollte dort gegen die Entscheidung von Präsident Janukovyč protestieren, das Assoziationsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen. Seinem Aufruf folgten Hunderte auf den Majdan Nezaležnosti. Dort, auf dem Kiewer Platz der Unabhängigkeit, schlossen sich Hunderttausende, in der gesamten Ukraine über eine Million Menschen dem Protest an. Der Euromajdan knüpfte an die Revolutionen von 1989 an. Menschen, die gestern noch passive Untertanen gewesen waren, wurden plötzlich aktiv, wehrten sich, handelten gemeinsam und machten sich zu politischen Subjekten, die Transparenz, Mitsprache und Verantwortung für das Gemeinwesen verlangten. Diese Bürger forderten das Selbstverständliche: ein Leben in Würde. Sie waren der Korruption und der Willkür der postsowjetischen autoritären Ordnung überdrüssig. Sie verlangten Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung, die Achtung der Menschen- und Bürgerrechte, Freiheit und Demokratie. Das alles verschmolz in einer Vision von Europa, die sie mit der EU verbanden.
Es folgten: Demonstrationen, Repressionen, Annexion, Übergangsregierung, neuer Präsident, Krieg.
Janukovyč und seine Entourage sahen sich durch den Euromajdan existentiell bedroht. Noch stärker herausgefordert sah sich das Putin-Regime in Russland.
Hannah Arendt hat es in ihrer klassischen Analyse „Macht und Gewalt“ erklärt: „Gewalt tritt auf den Plan, wo Macht in Gefahr ist.“ Russland annektierte die Krim. Am 18. März wurde sie offiziell in die Russländische Föderation aufgenommen. Gleichzeitig unterstützt Russland die Destabilisierung der Ostukraine.
Russlands Annexion der Krim ist eine Zeitenwende. Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat ein Staat in Europa einen Teil eines souveränen Nachbarstaats sich völkerrechtswidrig eingegliedert.
Die Russlandpolitik der Bundesregierung und der EU steht vor einem Trümmerhaufen. Fehleinschätzungen des Charakters und der Interessen des Systems Putin müssen korrigiert werden. Auch die Politik der „Östlichen Partnerschaft“ der EU gehört auf den Prüfstand.
Die Ukraine braucht Reformen an Haupt und Gliedern. Vor der ukrainischen Gesellschaft und dem ukrainischen Staat liegen Herkulesaufgaben. Das Staatsgebiet ist amputiert, von territorialer Integrität als der Basis von Staatlichkeit kann keine Rede sein. Die Ukraine braucht eine neue Justiz, Polizei und öffentliche Verwaltung, überzeugende Konzepte gegen Korruption. Das Land steht wirtschaftlich am Rande des Zusammenbruchs. Selten hatte das Wort vom „Dilemma der Gleichzeitigkeit“ mehr Berechtigung. Der Euromajdan hat die Europäer daran erinnert, was der Kern der Idee Europas ist. Die Ukrainer verdienen mehr Unterstützung als die EU in den letzten Jahren anzubieten bereit war. Es darf nicht zum zweiten Mal nach 2004 ein demokratischer Aufbruch verpuffen. Wenn aber die Ukraine allen Widerständen zum Trotz ihre Chance nutzt, wäre das für die ostslawischen Nachbarn im Osten Europas ein ähnliches Signal wie der Durchbruch der Solidarność im Juni 1989.“
Darüber werden Podiumsteilnehmer untereinander und mit dem Publikum diskutieren.
Eintritt frei

Impression von der Kundgebung auf der Domplatte am 21. September 2014

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Wir unterstützten in 40 Orten weltweit die Demonstration in Moskau am gleichen Tag. Die Demonstrierenden haben dort (und in Kölns Partnerstadt Wolgograd) viel mehr riskiert als wir hier in Köln, als sie ein Ende der russländischen Aggression in der Ukraine gefordert haben.

Die Internetausgabe der Kölner Zeitung „Express“ berichtete – mit einem Video.

Stoppt den Krieg gegen die Ukraine! Für Frieden und Menschenrechte in Europa! – Aufruf zur Kundgebung am 21. September in Köln

Aufruf zur Kundgebung am 21. September 2014 in Köln, Ehrenstraße / Hohenzollenring
Die Demo beginnt um 15:00, mit der Route von der Ehrenstraße / Hohenzollenring über Breite Straße, Minoriten Straße, Hohe Straße, hin zur Domplatte.
Auf der Domplatte halten wir dann 16:00 – 18:00 eine Kundgebung ab.

Die Initiative Demokratische Ukraine beteiligt sich an der Kundgebung von Maidan Köln (Facebook) mit dem Aufruf, der auch für die Demo am Tag davor, also am 20. September in Berlin, als Grundlage dient.
Wir bekunden damit unsere Solidarität mit der Demo der Moskauer zivilgesellschaftlichen Gruppen am gleichen Tag. (HIER der Aufruf zur Moskauer Demo in deutscher Sprache)

Aufruf:

25 Jahre nach der friedlichen Revolution in der DDR, die für uns viele neue Möglichkeiten zum Aufbau eines „Gemeinsamen Europäischen Hauses“ schuf, droht uns aus den Händen zu gleiten, wofür 2014-09-21-ich-kann-den-Krieg-stoppen

wir ein Vierteljahrhundert eingetreten sind: Gemeinsam haben wir in Russland, in der Ukraine und in Deutschland mit Kolleginnen und Kollegen in vielen anderen Ländern daran gearbeitet, die Ost-West-Konfrontation friedlich zu überwinden. Durch praktische zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit treten wir für die Werte der Europäischen Menschenrechtskonvention ein. Diese Arbeit zielt auf einen dauerhaften Frieden in Europa, der von den Bürgerinnen und Bürgern in Europa getragen wird.

Entsetzt müssen wir in den letzten Monaten zur Kenntnis nehmen, dass die russische Führung dabei ist, die Grundlagen eines „Europäischen Hauses“ zu zerstören: Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim unterstützt sie von Russland abhängige Machthaber im Osten der Ukraine, denen schwerste Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung anzulasten sind. Der Kreml führt in der Ukraine Krieg! Mitten in Europa muss die Zivilbevölkerung – wie immer sie zur derzeitigen Führung in Kiew stehen mag – die Folgen dieses Krieges tragen, der auf allen Seiten zu Menschenrechtsverletzungen führt.

Die Aggression nach außen wird begleitet von Repressionen nach innen. Seit Jahren geht die russische Führung gegen die eigene Weiterlesen

Resolution des Moskauer Marschs des Friedens am 21. September 2014

Dies hier ist die Resolution des Russischen Marschs des Friedens vom 21. September 2014, die wir heute in Köln unterstützen werden.
ÜBERSETZUNG IN DEUTSCHER SPRACHE, übersetzt von Vera.

„Runden Tischs vom 12. Dezember“ in Moskau
Erklärung zum Marsch des Friedens am 21. September

Wir, Bürger Russlands und Patrioten unseres Landes, respektieren die in unserer Verfassung verankerten demokratischen Werte. Die verbrecherische Aggression, die unsere politische Führung gegen einen souveränen Nachbarstaat betreibt, halten wir für inakzeptabel. Sie ist für unser Land und unser Volk verhängnisvoll. Die Tatsache, dass dies überhaupt möglich wurde, ist ein Ergebnis der unehrlichen und unfreien Wahlen von 2011 und 2012. Danach wurde Putin und seiner Umgebung eine immense, unkontrollierte Machtfülle zuteil, sie verfügen über die exekutive, legislative und judikative Gewalt. Die totale Kontrolle der Machthaber über das Wahlsystem, die Politik und den Informationsraum ist zugleich Grund und Folge dieser ungesetzlichen Machtkonzentration. Wenn das Recht missachtet wird, führt das immer zu furchtbaren Konsequenzen: Russland ist auf dem besten Weg, sich zu einem Regime faschistischen Typs zu entwickeln, das in allen hierfür charakteristischen Merkmalen den Regimen Mussolinis und Francos entspricht.

Wir fordern:
1. das aggressive Abenteuer zu beenden, die russischen Truppen aus der Ukraine abzuziehen und den Propagandakrieg sowie die materielle und militärische Unterstützung für die Separatisten in der Südost-Ukraine einzustellen;

2. Strafverfahren gegen die russländischen Behörden durchzuführen, die russische Armeeangehörige widerrechtlich dazu gezwungen haben, an Kampfhandlungen in der Südost-Ukraine teilzunehmen, was viele von ihnen mit schweren Verletzungen oder sogar ihrem Tod bezahlt haben;

3. die Lüge und hysterische Propaganda auf den föderalen Fernsehkanälen zu beenden und damit aufzuhören, Bürger, die die Aggression in der Ukraine und die Annexion der Krim öffentlich verurteilt haben, als „fünfte Kolonne“ zu diffamieren und zu verfolgen. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Position in den Massenmedien darzustellen und zu verteidigen;

4. keine so genannten Anti-Sanktionsmaßnahmen zu beschließen und bereits beschlossene aufzuheben. Sie haben zu einem drastischen Preisanstieg für Lebensmittel geführt und beschneiden die Rechte des Verbrauchers auf freie Auswahl;

5. den Handels- und Gaskrieg gegen die Ukraine zu beenden.
Die ungesetzlichen Maßnahmen der Führung des Landes – die militärische Unterstützung der Separatisten in der Ukraine und der verfassungswidrige Einsatz der Streitkräfte der Russischen Föderation auf dem Territorium des souveränen Nachbarlandes ohne dessen Zustimmung und ohne dass ihm der Krieg erklärt wurde – müssen einer internationalen öffentlichen Untersuchung unterzogen werden.
Wir sind der Überzeugung, dass alle, die für den Krieg in der Ukraine verantwortlich sind, für ihre Verbrechen vor ein nationales sowie ein internationales Gericht gestellt werden müssen.
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Hinweis: zeitgleich mit der Moskauer Demo findet in Köln eine Unterstützungsdemo statt.

Antwort der Initiative Demokratische Ukraine auf Fritz Pleitgen

11.09.2014
Politische Offensive nicht über, sondern MIT der Ukraine starten!
Eine Antwort auf Fritz Pleitgen: „Waffenruhe ist die erste Politikerpflicht“ // Kölner Stadt-Anzeiger 5. September 2014, S. 4

Vor einer Woche plädierte Fritz Pleitgen im Kölner Stadt-Anzeiger für eine neue politische Offensive gegenüber Moskau und gegen eine Scherbenhaufen-Option von Sanktions- und Gegensanktionsspiralen. Ein Flugblatt sei ihm vor dem Bahnhof in die Hand gedrückt worden, dass die aggressive Politik Putins und Russlands gegenüber der Ukraine angeklagt habe.
Das Flugblatt stammte von uns. Wir verteilten es auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz am 1. September, 75 Jahre nach dem Überfall Deutschlands auf Polen, 75 Jahre nach dem Hitler-Stalin-Pakt. Es enthielt die Passage: „Zwar ist der Glaube an den guten Willen Putins bei vielen Verantwortlichen immer noch nicht verschwunden. Doch nach derart dreisten Lügen darf sich kein ernstzunehmender Politiker mehr vormachen, dass der Präsident Russlands wirklich an einer Deeskalation interessiert ist.“
Fritz Pleitgen sucht den guten Willen Putins, und wir und viele andere haben ihn auch immer wieder gesucht. Doch dieser aus der Verzweiflung geborene Wunsch, das Gute im Kreml eines Wladimir Putin zu sehen, führt zu Argumentationen, die wir ganz und gar nicht teilen können:

Da ist zunächst das schon so oft gebrachte Argument, die EU habe die Ukraine-Verhandlungen (über ein Assoziierungsabkommen) betrieben, als handele es sich um einen Staat wie Island. Dies ginge aber ganz und gar nicht im Fall der Ukraine. Die EU führte diese Verhandlungen aber mit der Regierung des früheren ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch, mit dem die Verträge unterschriftsreif vorbereitet wurden. Moskau war darüber im Bilde. Über die Proteste auf dem Majdan brauchte sich der durch und durch korrupte Janukowytsch angesichts des plötzlichen Abbruchs der Verhandlungen nicht zu wundern. Dass Fritz Pleitgen die EU kritisiert, nicht aber die damalige ukrainische Regierung, zeigt, dass er die Ukraine nicht als eigenständigen politischen Akteur ernst nimmt. Das tut auch Moskau nicht und zeigt, wie schwierig es ist, das Denken in den Kategorien des Kalten Krieges und das noch ältere imperiale Denken in Einflusszonen und Interessensphären zu überwinden. Wir glauben, dass die Ukraine (wie auch Georgien und Moldowa) ein Recht auf politische Souveränität hat, und dass ihr Wunsch nach mehr bürgerlicher Freiheit und Demokratie langfristig den Frieden im neuen Europa stabilisiert – und nicht eine Waffenruhe von Putins Gnaden. Immer fragt man sich angesichts der europäischen und deutschen Ukrainepolitik, was Moskau darüber denkt. Nie fragt man sich umgekehrt hinsichtlich der Russlandpolitik, was wohl Kiew darüber denkt. So wie Polen von den Teilungen Ende des 18. Jahrhunderts bis 1989/91 eher zum Objekt als politischem Subjekt der europäischen Großmächte gemacht wurde, so wird der Ukraine bis heute das Recht auf politische Selbstbestimmung abgestritten.

Das Geschichtsbild Fritz Pleitgens weist so bedenkliche Schlagseiten auf. Die mentalen Folgen wiederholter Invasionserfahrungen seit dem Mittelalter werden für Russland verständnisvoll vorgetragen. Doch wurden denn die Ukraine und die Belarus nicht auch und sogar häufiger verwüstet? Warum annektieren sie nicht aus einem antiwestlichen Misstrauen heraus Gebiete eines Nachbarlandes, wie Pleitgen es für Russland annimmt? Und warum erwähnt Fritz Pleitgen nicht, dass Russland im 18. Jahrhundert nicht nur mit militärischen Mitteln ein Neurussland schuf, sondern gleichzeitig das ukrainische Hetmanat und das autonome Kosakengebiet zerstörte; dass Sowjetrussland 1917/18 militärisch in die Ukraine einfiel (es gründete eine ukrainische Sowjetrepublik von Moskaus Gnaden), dass 2014 die Gewalt Russlands gegenüber seinem Nachbarn in keiner guten Tradition steht?

Zum Ende seines Artikels schreibt Fritz Pleitgen, dass sich die zerstrittenen vier Siegermächte über das nationalsozialistische Deutschland in der Zeit des Kalten Krieges zusammen setzten und das Leben in der geteilten Stadt Berlin wieder erträglich wurde, weil die Kriegsgefahr gebannt war. Wir sagen: Gute Nacht, wenn solch eine „Lösung“ zwischen dem „Westen“ und Russland für die Ukraine vereinbart wird. Denn merke: Die Ukraine hat keinen Angriffskrieg gegen die Nachbarn gestartet! Es hat seine Atomwaffen gegen das Versprechen der Achtung seiner territorialen Integrität nach 1991 an Russland abgegeben und verfügt über keine funktionsfähige Armee. Wir wissen, dass es einen Frieden in der Ukraine nicht ohne Moskau geben kann. Leider! Vor allem aber gilt: Es kann in der Ukraine keinen Frieden ohne die Ukraine geben!
Fritz Pleitgen schlägt das Aushandeln einer Art neuer KSZE-Schlussakte von 1975 vor, die die Integrität und Souveränität der Ukraine sicherstellen soll. Aber Moskau hat ja seit 1991 schon Erklärungen und Verträge über die Souveränität der Ukraine einschließlich der Krim unterzeichnet. Dennoch hat der Kreml diese Souveränität 2014 verletzt. Wir brauchen keine neue Schlussakte, sondern ein Einhalten von gemeinsam geschlossenen Verträgen.

Genauso wie die Russen 1991 haben sich 2004 und jetzt erneut die Ukrainer für einen demokratischen Neubeginn entschieden. Das wird angesichts der dort weit verbreiteten Korruption ein weiter Weg bis zur Verwirklichung werden. Doch die Ukraine macht sich auf den Weg in ein neues Europa, die russische Opposition schaut neidisch zu und die EU sollte eine neue politische Offensive nicht über, sondern mit der Ukraine starten. Sonst wenden sich die Ukrainer von der EU wieder weg und statt Frieden und Freiheit drohen Europa Gewalt und Krieg.

Initiative Demokratische Ukraine, Köln
Guido Hausmann, Diana Siebert, Vera Ammer, Tamara Kolisnichenko, Thomas Ammer, Waleria Radziowska-Hahn, Felix Riefer und andere

Der Zeitungsartikel von Fritz Pleitgen ist leider im www nicht verfügbar. (Stand 13.09.2014)